Auf dem Hittfelder Friedhof steht ein neues Kunstwerk – die „Pusteblume“. Wer davor steht, spürt nahezu den leichten Wind, der die kleinen Schirmchen zum Schweben bringt. Der Kleckener Metallkünstler Klaus Backhaus hat sie im Auftrag des Friedhofsausschusses der Hittfelder Kirchengemeine gefertigt. „Die Pusteblume steht für das Loslassen wie auch für die Vergänglichkeit. Die Wandlung der abgestorbenen Löwenzahnblüte in die federleichten Schirmchen der Pusteblume ist eine Parallele zu Tod und Auferstehung. Damit steht sie auch für einen Neubeginn“, sagt Gunda Lütkemann vom Hittfelder Kirchenvorstand. Das neue Feld bietet Raum für 60 Urnengräber. Ab Anfang nächsten Jahres sind Urnenbeisetzungen auf dem neuen Feld möglich.
Klaus Backhaus hat für die 2,5 Meter große Pusteblume zunächst eine Edelstahlunterkonstruktion gefertigt, damit sie Wind und Wetter standhält. Dann wurde Kupferblech für Stängel, Blätter, Blüten und Schirmchen erhitzt, gebogen, gelötet und geschliffen, um es in die endgültige Form zu bringen. „Ich möchte mit meinen Werken Metall zum Leben erwecken, einem kalten Werkstoff eine warme, künstlerische Kraft verleihen“, sagt Klaus Backhaus. Dabei hat er mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. „Jedes Blatt, jedes Schirmchen wurde genau mit Papierschablonen ausgemessen und aus Kupferblech modelliert.“
„Es ist beeindruckend, wie sehr das Kunstwerk einer natürlichen Pusteblume ähnelt“, sagt Axel Hankotius, Leiter des Hittfelder Friedhofs. Der Friedhof ist fast 200 Jahre alt. Aus dieser Zeit sind noch einige Grabmäler erhalten, so auch aus der Zeit des Jugendstils mit den naturalistischen Formen. Daran knüpfe die Pusteblume wieder an, sagt Hankotius. Er hat das Pusteblumen-Grabfeld mit Mauerpfeffer, Zwergalant und Zierlauch bepflanzt: Der Zwergalant links und rechts des Feldes ähnelt dem Löwenzahn in Blüte und Blatt und lockt Wildbienen und Schmetterlinge an. Darin hat er Zierlauch in Gruppen gepflanzt, der der Pusteblume ähnelt. Der Mauerpfeffer rund um die Pusteblume blüht gelb und zeigt sich als grüner Teppich. „Das sind starke Gewächse, die wie die Pusteblume für einen Aufbruch stehen und durch die Erde ihren Weg finden“, sagt Hankotius. Die Pflanzen werden bis zum Ende der Ruhefrist vom Friedhof gepflegt. Die Namen der Verstorbenen werden auf Granitstelen verewigt.
Mit der Pusteblume hat der Hittfelder Friedhof ein weiteres Grabfeld mit einem Kunstwerk: Bereits 2012 schuf die Holzbildhauerin Almut Andersson die Skulptur „Lebenswege“ für ein Grabfeld. „Das wurde sehr gut angenommen, daher freuen wir uns, dass wir mit dem Pusteblumen-Feld nun ein weiteres Kunstwerk anbieten können“, sagt Hankotius. Er weiß, wie wichtig es ist, die Wünsche von Angehörigen aufzunehmen. „Die Bestattungskultur hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Angehörige wünschen sich Entlastung bei der Grabpflege. Das haben wir mit mittlerweile neun verschiedenen Beisetzungsmöglichkeiten umgesetzt“, sagt Hankotius. So gibt es Urnenfelder etwa unter Bäumen, Stauden, Findlingen, Kunstwerken, an historischen Grabstellen, in einem Kolumbarium oder im Rosenhain.
Carolin Wöhling